Journal ARS 32 (1999) 1-3

Mária PÖTZL-MALÍKOVÁ

Donnerovský náhrobok Mikuláša Pálffyho v Malackách
[Das Grabmal des Grafen Nicolaus Pálffy in Malacky]>
[The Tomb of Count Nicolaus Pálffy in Malacky]

(Summary)

Das Grabmal des Palatins Nicolaus (V.) Graf Pálffy (1657 - 1732) im Sanktuarium der Franziskanerkirche im westslowakischen Städtchen Malacky gehört zu den bedeutendsten erhaltenen Werken der Sepulkralkunst des 18. Jahrhunderts und zwar nicht nur auf den slowakischen Gebiet, sondern auch im breiteren mitteleuropäischen Kontext. Es verdient auf jeden Fall viel mehr Aufmerksamkeit, als man ihm bisher entgegengebracht hat.

Die slowakische kunsthistorische Literatur hat es zwar mit prominenten Namen in Zusammenhang gebracht - die bisherigen Versuche, den Schöpfer dieses Grabmals entweder in Georg Raphael Donner zu sehen, oder ihn im Umkreis von Antonio Corradini zu suchen, gründeten sich aber nicht auf eine eingehendere Analyse des Werkes. Der ausländischen Kunstliteratur blieb dieses Werk ganz unbekannt.

Die eindeutige Zuordnung dieses Grabmals zu einem bestimmten Künstler finden wir aber in einer zeitgenössischen Eintragung der Chronik des Franziskanerkonventes von Malacky. Diese Chronik ist z. Zeit verschollen, wir kennen aber die betreffende Stelle aus einer Abschrift von Dr. Vševlad J. Gajdoš, eines ehemaligen Mitglieds des Klosters, die sich heute in seinem Nachlaß befindet.

Nach dieser Eintragung begann die Arbeit am Grabmal in Malacky im Sommer 1740. Seine Auftraggeber waren drei Enkel des Verstorbenen, Nicolaus, Leopold und Rudolf Pálffy, die zusammen dafür 1800 fl. ausgaben. Die Arbeit am Grabmal war Ende Januar 1741 abgeschlossen; als ausführender Künstler wird hier der " ingeniosus artificiosissimusque Dominus Joannes Moll" genannt. Dieser Künstler wurde erst in der letzten Zeit mit gutem Grund mit dem bekannten Schüler und Mitarbeiter Georg Raphael Donners, Johann Nicolaus Moll identifiziert. Somit kann man das bisher so spärlich bekannte selbständige Oeuvre dieses Künstlers um ein bedeutendes, weitgehend gesichertes und genau datierbares Werk erweitern.

Als eindeutige Werke der Wiener Periode dieses frühverstorbenen Künstlers galten lange Zeit nur die Statuengruppe am Deckel des Zinnsarges Karls VI. in der Wiener Kapuzinergruft und die Marmorbüste des Wiener Erzbischofs Sigismund Graf Kollonich von seinem, inzwischen vernichteten Grabmal, die sich im St. Stephansdom befindet. In der letzten Zeit wurde in sein Oeuvre auch die Kanzel der Servitenkirche in der Rossau eingeordnet, die lange als die Arbeit seines jüngeren Bruders Balthasar Ferdinand galt.

Nach den längst bekannten Arbeiten in Metall und Marmor lernen wir Johann Nicolaus Moll nun auch als Künstler kennen, der fähig war, Werke auch in Holz und Stuck auszuführen. Während er sich die Arbeit in den beiden erstgenannten Materialien wohl in Donners Werkstatt erwerben konnte, muß er sich die Kenntnis der beiden anderen außerhalb dieser Werkstatt angeeignet haben. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der verschiedenen Werkstoffe bestimmten offenbar weitgehend die unterschiedlichen Ausführungsmodi seiner heute bekannten Werke. Gegenüber den glatten, anliegenden Draperien mit scharfen Knitterfalten von Molls Arbeiten in Metall und Marmor, sind seine erst neuerdings bekannt gewordenen Werke in Holz und Stuck in der Draperie viel weicher und plastischer modelliert. Das war wohl auch einer der Gründe, warum man diese Werke nicht ohne weiteres als seine Arbeiten erkannte.

Ein weiterer Grund dafür, daß man alle drei erwähnten Werke so lange nicht in einem Zusammenhang gesehen hatte, ist die große Unterschiedlichkeit ihrer Gesamtkomposition, die offenbar auf verschiedene Entwerfer zurückgeht. Bei der Servitenkanzel ist dieser bereits identifiziert worden: es ist der " Theateringenieur" Giuseppe Galli-Bibiena, bei den anderen zwei - dem Prunksarg Karls VI. und dem Pálffy-Grabmal in Malacky - sind sie bisher nicht bekannt. Beim letzteren wurde als Urheber des Entwurfes zwar J. E. Fischer von Erlach in Betracht gezogen, dieser war aber zu Beginn der 40er Jahre schon ernst krank und arbeitete kaum mehr. Seine bisher bekannten Grabmalsentwürfe, die alle aus den 20er Jahren stammen, folgen einer anderen Konzeption.

Abgesehen von ihren materialbedingten Unterschieden, sind die Figuren selbst an allen diesen Werken in ihrem Grundtypus, der von Donner abgeleitet ist, sehr nahe verwandt. Es sind alle schlanke, elegante Gestalten mit ausdrucksvollen, preziösen Gebärden. Ihre Torsion verleiht ihnen allgemein etwas Schwebendes, das sie von den in sich ruhenden Gestalten Donners stark absetzt. Johann Nicolaus Moll erweist sich mit diesen Werken als Repräsentant einer jüngeren Generation, die die Formenwelt ihres Lehrers und Vorbildes im Sinne des Rokokos interpretierte.