Journal ARS 29 (1996) 1-3

Peter KOVÁČ

Sv. Trojice z Českých Budějovic Mistra žebráckého Oplakávání
[Die Heilige Dreifaltigkeit von České Budějovice des Meisters der Žebráker Beweinung]
[The Holy Trinity from České Budějovice by the Master of the Žebrák Lamentation]

(Summary)

Das graphische Blatt von Albrecht Dürer mit dem Thema des Gottvaters, welcher in seinen Armen den Schmerzensmann hält (1511), hat weitgehend die Künstler des 16. Jahrhunderts beeinflusst und sein Nachhall wird auch in der Plastik der Heiligen Dreifaltigkeit von České Budějovice (Budweis) gesucht, in dem einem anonymen südböhmischen Schnitzer, dem Meister der Žebráker Beweinung, zugeschriebenen Werk, welches sich jetzt in der Alš’ Südböhmische Galerie in Hluboká (Tschechische Republik) befindet. Die Vermutung von dem Dürerschen Einfluss hat zum ersten Mal Jiří Kropáček geäussert (1960) und seine Annahme haben dann auch andere Forscher übernommen. Ein ausführlicherer Vergleich zeigt jedoch Abweichungen aus, die man weder als eine Kombination Dürers Holzschnitts mit einem anderen Vorbild, noch als einen Vorfall Umbearbeitung einer Vorlage mit Rücksicht auf eigenen Stil des Autors erklären kann. Ganz umgekehrt: Man kann sich kaum ausgeprägten Kontrast vorstellen als den, der zwischen dem Dürers "klassischen Pathos" und der Kombination des Naturalismus mit der Expressivität, welche der Žebrák Meister in dem mit Grünewald vergleichbaren Mass verwendet, besteht.

Falls wir für die Budweiser Plastik einen anderen Ausgangspunkt als Dürer Holzschnitt suchen, haben wir zwei Möglichkeiten: Komparation der Arbeit des Schnitzers mit der aktuellen zeitgenössischen Produktion oder Suchen der ikonographischen Genesis, von welcher sein ausserordentlich wirkungsvolles Werk herausausgeht.

In dem ersten Falle wurde schon vielmals ein Zusammenhang mit der Schaffung im Donaugebiet konstatiert. Am häufigsten wurden die Analogien in Wiener Bildhauerei gesucht. Unbeachtet ist die Beziehung zum Meisters bedeutenden bayrischen Zeitgenossen Hans Leinberger geblieben. Der Autor des Artikels vermutet, dass man direkte Stilanalogien im Leinbergers Christus in der Rast finden kann, der sich heute in den Sammlungen der Berliner Museen befindet ( Berlin Dahlem). Mit Rücksicht auf die künstlerische Fähigkeiten des Meister der Žebrák Beweinung ging es um Diffusion des persönlichen Stil des Künstlers mit den lokalen Stilströmungen und die bayrischen Zentren der Donauschule haben in diesem Prozess wahrscheinlich eine ebenso wichtige Rolle wie Wien gespielt. Die bestimmende Rolle in der letztendlichen Bildung des ikonographischen Typus, welcher auch Ausgangspunkt für unseren Schnitzer war, hat Robert Campin (der Meister von Flémalle) gespielt und dank ihm wird das Not Gottes - Bild auch formal, nicht nur gedanklich ein komplettes Gegenstück zur weiblichen Pieter (Otto Pächt). Wenn wir die durch G. Troescher und T. Dobrzeniecki veröffentlichten Beispiele nebeneinander stellen und sie mit der Heiligen Dreifaltigkeit von České Budějovice vergleichen, finden wir, dass der Verfasser mit der ikonographischen Tradition gut bekanntgemacht war und sie in vielem respektierte. Für originellen Beitrag kann man die Schnitzers Fähigkeit halten, die eingeführte ikonographische Tradition neu zu interpretieren, wobei die bestimmende Rolle durch Steigerung der Emotionen und des subjektiven Erlebnisses gespielt wird, welche die zeitgenössische Konvention mit neuen Inhalt füllen. In dem Falle des Žebrák Meisters geht es wörtlich um eine " Renaissance" des Andachtbilds und von dem Meister selbst gilt genau das gleiche, was Alfred Stange über Albrecht Altdorfer geschrieben hat: die ikonographischen Traditionen waren ihm nur mehr allgemein verbindlich und die religiösen Themen hat er sehr persönlich interpretiert, wobei das Wesentliche nicht nur der neue Gebrauch der Farbigkeit oder der Lichter und Schatten ist, aber vor allem das, wie er an persönliche Schichten beim Betrachter appelliert.