Journal ARS 39 (2006) 2

Mária PÖTZL-MALÍKOVÁ

Pôsobenie Spoločnosti Ježišovej v Banskej Štiavnici a jeho význam pre podobu a rozvoj barokového umenia v meste (roky 1649 – 1718)
[Das Wirken der Gesellschaft Jesu in Banská Štiavnica/Schemnitz und ihre Bedeutung für die Gestaltung und Entwicklung der barocken Kunst in der Stadt (Jahre 1649 – 1718)]
[The Work of the Society of Jesus in Banská Štiavnica/Schemnitz and Its Importance for the Design and Development of Baroque Art in the City (Years 1649 – 1718)]

(Summary)

Im 16. Jahrhundert ist die Stadt Banská Štiavnica evangelisch geworden, die wenigen Katholiken die hier lebten kamen von auswärts, aus den österreichischen Gebieten. Es waren entweder Beamte des Kammergrafenamtes oder Facharbeiter aus Tirol. Ein katholischer Priester, der die ganze Region der mittelslowakischen Bergstädte zu betreuen hatte, wirkte hier erst seit dem Jahre 1627. Nach ihm übernahmen 1649 die Jesuiten die Seelsorge, die in Banská Bystrica/Neusohl eine Residenz und in Banská Štiavnica eine ihr untergeordnete Mission mit zwei Patres gründeten. Einer von ihnen war für die deutsche, der andere für die slowakische Bevölkerung bestimmt.

Die Ausgangssituation für ihr Wirken war denkbar ungünstig. Alle Gotteshäuser in der Stadt und in der Umgebung gehörten der evangelischen Kirche und das Benehmen der Bewohner ihnen gegenüber war sehr feindselig. Zur Verfügung stand ihnen nur eine arm ausgestattete, dem Hl. Ignatius von Loyola geweihte Kapelle im Kammerhof. Beide Patres ließen sich aber nicht entmutigen. Mit missionarischem Eifer wandten sie sich an die Öffentlichkeit und nahmen jede Gelegenheit wahr, um mit Predigten die „Häresie“ zu bekämpfen oder mit wirkungsvollen Unternehmungen für die katholische Kirche zu werben. Sie führten von neuen prachtvollen Prozessionen, besonders jene am Fronleichnamfest ein und gestalteten große kirchliche Feste mit öffentlichen Aufführungen, zu denen am Karfreitag auch Auftritte von Flagellanten gehörten.

Bei ihrer Tätigkeit erfreuten sich die Jesuiten großer Unterstützung von höchsten weltlichen und kirchlichen Würdenträgern des Königreiches. In der Stadt selbst waren es besonders der Kammergraf und seine Beamten, die ihnen zur Seite standen. Aber erst nach zwanzigjähriger Wirkung in der Stadt wurde ihnen durch ein Mandat des Kaisers Leopold I. eine der Kirchen und zwar die größte, die ehemalige Dominikanerkirche zugesprochen, die sie am 15. Februar 1669 unter dramatischen Umständen und nur mit Hilfe der auf der Burg stationierten Soldaten in Besitz nahmen. Dieses Ereignis markierte eine große Wende in ihrer Position in der Stadt und sie gingen auch sehr bald in eine zielstrebige Offensive über. Die neue katholische Kirche unter dem Patrozinium der Himmelfahrt Mariae wurde zur Stadtpfarrkirche und die Jesuiten übernahmen die Verwaltung der Pfarre. Im Jahre 1672 sind dann auch alle übrigen Kirchen katholisch geworden. Die Pfarre ging auf die ehemalige Pfarrkirche der Hl. Katharina über und die Kirche Maria Himmelfahrt wurde wieder eine Ordenskirche - sie gehörte den Jesuiten. Es war die Zeit, in der die Gegenreformation im Königreich Ungarn ihren Höhepunkt erreichte und die Jesuiten in Banská Štiavnica zu Herren im geistlichen und auch im kulturellen Leben der Stadt machte. Ihnen oblag weiterhin die Verwaltung der Pfarre, kein weltlicher Priester und kein anderer Orden konnten sich hier durchsetzen. Die Zahl der Konversionen wuchs damals sprunghaft an und in die Verwaltung der Stadt drangen immer mehr Katholiken ein. Unter der Führung von Jesuiten entfalteten hier zwei Konfraternitäten - die Bruderschaft der Agonie Christi und eine Bruderschaft der Bergleute eine rege Tätigkeit. Die evangelische Bevölkerung blieb ohne Kirche und mußte sich mit einem privat errichteten Bethaus begnügen.

In ihrem religiösen Kampf wußten die Jesuiten sehr effektiv auch die Kunst einzusetzen. In die Mittelslowakei, die noch stark der Tradition der Renaissance verpflichtet war, brachten sie aus ihrem Heimatland und ihren Ausbildungsstädten neue Kunstimpulse, die sich bereits am Barock orientierten. Die spätere Zeit benahm sich in Banská Štiavnica sehr stiefmütterlich zu den Werken, die auf Veranlassung der Jesuiten damals entstanden sind, das Bild von diesen Aufträgen können wir uns aber durch erhaltene Quellen beträchtlich erweitern. Wir wissen z.B., daß die Patres hier die ephemere Barockkunst eingeführt haben und daß sie bei üblichen Kunstaufgaben, wie z. Beispiel einer erhaltenen Pieta bewußt die mittelalterliche Tradition wiederbelebten. Wir können als sicher annehmen, daß sie auch Werke aus anderen, bedeutenderen Kunstzentren bestellt haben, erhalten hat sich aber keines davon.

Bald nach ihren ersten großen Erfolgen mußten die Patres schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Während des Thököly-Aufstandes mußten sie zweimal, im Jahre 1678 und 1682 fliehen, einer der Patres wurde von den Kuruzzen umgebracht. Bei der Plünderung der Stadt im Jahre 1679 wurde auch ihre Kirche und das angrenzende Kloster schwer beschädigt und der Kirchenschatz geraubt. Die darauffolgenden Jahre waren der Restaurierung der eigenen, wie der Pfarrkirche gewidmet, wofür sie vom Kaiser Leopold I. beträchtliche finanzielle Mitteln erhalten haben. Viele Spenden bekamen sie auch von verschiedenen Privatpersonen, so daß sie die Kirchen nicht nur restaurieren, sondern auch von neuem reich ausstatten konnten. Auch wenn sich die politische Situation nicht beruhigt hat, und die Patres sich ihres weiteren Schicksals nicht ganz sicher sein konnten, so war diese Zeit für sie doch sehr erfolgreich. Sie gründeten 1687 in der Stadt ein Gymnasium (mit vier unteren Klassen) und ihre Mission wurde zu einer selbständigen Residenz erhöht, mit einem eigenen Superior an der Spitze. Ihre Zahl wuchs ständig, im Jahre 1679 waren es schon sieben Patres die hier tätig waren, - drei für die deutsche, drei für die slowakische Bevölkerung und einer widmete sich vor allem der Schule.

Von den Kirchenausstattungen aus dieser Zeit haben sich vor allem liturgische Geräte erhalten, die sich bis heute auf dem r. kath. Pfarramt befinden und die wohl von den ortsansässigen Goldschmieden gefertigt worden waren. Es sind durchwegs qualitätvolle Werke, die vom hohen Niveau und einer guten Orientierung über den Zeitgeschmack sprechen. Etwa gleichzeitig entstanden ist auch eine Reihe von erhaltenen liturgischen Geräten der evangelischen Kirche, die den ursprünglichen, mittelalterlichen Kirchenschatz an die Jesuiten abgeben und sich daher einen neuen besorgen mußte. Der Vergleich zwischen den Geräten beider verfeindeten Kirchen zeigt die Unterschiede - etwa über die noch immer bestehende Bindung an die Renaissance bei der evangelischen Seite - aber auch über Ähnlichkeiten, vor allem im Oberflächendekor.

Der letzte Exodus der Patres aus der Stadt geschah im Jahre 1706 während der Herrschaft von Franz Rákóczy II. und dauerte bis 1709. Die Kirche der Hl. Katharina wurde evangelisch, zur neuen katholischen Pfarrkirche wurde die Kirche der Himmelfahrt Mariae bestimmt. Die Pfarre verwaltete ein weltlicher Priester. Sobald sich aber die politische Konstellation veränderte und in die Stadt die kaiserlichen Truppen einzogen, kamen auch die Jesuiten zurück und übernahmen wieder alles in ihre Hand.

Ein großer Schlag für die Stadt war die Pest in den Jahren 1710 - 1711, die einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung wegraffte. Als ein Ex voto zur Besänftigung der Hl. Dreifaltigkeit gelobten die Stadtväter zusammen mit dem Kammergrafenamt und dem Berggericht eine Pestsäule inmitten der Stadt zu errichten, die dann auch 1719 aufgestellt wurde. Später wurde sie durch eine neue, bis heute bestehende Dreifaltigkeitssäule ersetzt. Es ist anzunehmen, daß der Gedanke zur Errichtung dieses barocken Monumentes von den Jesuiten ausgegangen ist, seine Realisierung überließen sie aber den Anderen.

Über die damalige Einrichtung der beiden Hauptkirchen der Stadt sind wir aus zwei erhaltenen Kanonischen Visitationen aus den Jahren 1707 und 1713 informiert. Das meiste davon existiert nicht mehr, es fiel den späteren Umbauten oder der Feuersbrunst im Jahre 1806 zum Opfer. Aus diesen Dokumenten ( publiziert in Beilage Nr. I und II) erfahren wir, daß in der Katharinenkirche als Hochaltar noch immer der großartige, Meister MS zugeschriebene gotische Altar aus dem Jahre 1500 stand und daß in der Jesuitenkiche noch immer statt einem neuen Hochaltar nur ein älteres Kruzifix über einem Tabernakel hing. Die Seitenaltäre waren aber wohl überwiegend neueren Datums und beträchtlich war vor allem der neu beschaffte Kirchenschatz.

Aus dem Jahre 1713 haben sich Notizen des damaligen Superiors P. Adam Kirchmayer erhalten, in denen er sich auch mit der Errichtung eines neuen Hochaltares in der Jesuitenkirche befaßt hatte (publ. in Beilage Nr. III). Er schickte Gold und Silber nach Augsburg und bestellte dort einen neuen Tabernakel und verhandelte mit dem Maler und Mitglied des Jesuitenordens Fr. Chr. Tausch wegen des Altarbaues. Der heute nicht mehr existierende prachtvolle Tabernakel stand seit 1715 auf der Mensa des Hochaltares, über die Realisierung der Vorschläge des Fr. Tausch ist uns aber nichts bekannt.

Die siegreiche Stimmung in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, die mit den großen Erfolgen im Kampf gegen die Türken zusammenhing, äußerte sich in Banská Štiavnica in einer Reihe von feierlichen Unternehmungen, die von Jesuiten organisiert wurden. Der Superior P. Kaspar Ritz hat damals die letzten Reste der öffentlichen Denkmäler aus der evangelischen Ära beseitigen wollen und hat 1717, anlässlich der Renovierung der Friedhofskirche Maria Schnee am Frauenberg befohlen, alle Renaissance-Grabmäler zu entfernen und zu vernichten. Dabei leisteten sich seine Gehilfen schwere Mißgriffe: nicht nur, daß sie ohne Hemmungen auch die Leichen hinauswarfen, sie beraubten sie auch ihres goldenen Schmuckes. Die Empörung der Bevölkerung war so groß, daß die Nachricht darüber bis nach Wien gelangte und von dort, - von der Ungarischen Hofkanzlei und sogar von Kaiser Karl VI. selbst - Verbote erlassen wurden (siehe Beilage Nr. IV). Es war die letzte Tat einer unversöhnlichen gegenreformatorischen Haltung in einer Zeit, in der sie schon weitgehend überwunden war.

Deutsch von der Autorin