Časopis ARS 38 (2005) 2

Marta HERUCOVÁ

Exkurz do historickej maľby XIX. storočia
[Exkurs in die Historienmalerei des XIX. Jahrhunderts]
[Excursion into the History Painting of the XIXth Century]

(Resumé)

Die Studie über die historische Malerei des XIX. Jh. wird als eine Expedition mit Haltepunkten in Bratislava (Pressburg), Wien und Budapest aufgefaßt, wobei er sich auf diejenigen Künstler und Werke orientiert, die mit der Slowakei in Zusammenhang stehen.

Vor der Mitte des XIX. Jh., als in der europäischen Malerei das Interesse an historischen Themen wuchs, rief der Volksaufklärer Ľudovít Štúr dazu auf, die Erkenntnisse über die eigene Vergangenheit zu vertiefen. Zum Gedächtnis des Volkes ließ er ein Portrait des Dichters Ján Hollý malen. Aus dem Štúr’s Kreis gingen die Autoren der ersten historischen Prosa hervor. Durch die Publizierung in Periodika wurde allerdings die Chance für ihre Illustration vertan. Es konnte um so besser an die Arbeiten der Pressburger Illustratoren – Johann Weinmann (* um 1758) und Johann Blaschke (* 1770) – angeknüpft werden, um die bescheidenen historischen Zeichnungen von František und Vojtech Klimkovič aus Košice/Kaschau und Július Frankl aus Čadca zu bereichern.

Die Bestrebungen der Wiener Professoren für historische Malerei wurden meistens vom nazarenischen Geist aufgesaugt. Die Auffassung der biblischen Begebenheiten als Szenen aus der Geschichte der Menschheit eigneten sich auch sechzehn unserer Maler, die bei ihnen studiert hatten, mehr oder weniger an, z. B. Štefan Noel (* 1825) aus der Umgebung von Trnava/Tyrnau und Ferdinand Plath (* 1826) aus Košice. Die Lage änderte sich durch die Revolution von 1848/1849. Die heimischen Künstler dokumentierten die „historischen“ Augenblicke: Peter Michal Bohúň (* 1822) aus Orava dokumentierte eine slowakische politische Zusammenkunft, ein unbekannter Maler die ungarische Fahne über Bratislava und der Wiener Joseph von Heicke (* 1811) die siegreiche österreichisch-russische Armee. Nach der Revolution bekamen Themen aus der Geschichte – vor allem der habsburgischen – den Beinamen „groß“ und die Bezeichnung Historienmaler wurde zum Prestige. Von unseren Absolventen gehörten Viktor Madarás/Madarász (* 1830) aus dem Komitat Gemer/Gömör und David Skutecký/Skutezky (* 1849) aus dem westslowakischen Gebiet Záhorie zu ihnen. Der erst genannte konnte seine Rebellen gegen die Habsburger erst in Paris malen, wo er eine hohe Bewertung erfuhr, dem zweiten Maler öffneten die Bilder aus der österreichischen und italienischen Geschichte die Türen der dortigen Akademien.

Budapest appellierte nach dem Ausgleich (1867) an die Künstler, die Geschichte des einstmals selbständigen Landes zu behandeln. Die romantischen Offenbarungen der ungarischen historischen Malerei wurde von der Thematisierung — im lokalen Maßstab z. B. der Weißen Frau von Levoča/Leutschau und im offiziellen Maßstab z. B. Attilas in der Verbildlichung von Ferenc Paczka (* 1856), Königs Stephan in der Verbildlichung von Július Bencúr/Gyula Benczúr (* 1844) und Ignác Roškovič/Roskovics (* 1854), der Kurutzen und „Honvéds“ in der Verbildlichung Imrich Gregušs/Imre Greguss (* 1856) – widergespiegelt. Vor der Millennium-Ausstellung schuf Arpád Feszty (* 1856) aus Hurbanovo gemeinsam mit Ladislav Mednyánszky aus Beckov und anderen das monumentale Werk des Urvaters der ungarischen Könige (1894).

In der Slowakei kam inzwischen unter dem Mantel des religiösen Enthusiasmus im Rahmen der Historienmalerei das Thema der Heiligen Cyrillus und Methodius hinzu. Daran beteiligten sich Ehrenreich (* 1787), Klemens (* 1817), Bohúň und Račkay/Racskay. Am Ende des Jahrhunderts bemühte sich die Kirche um ein loyales „slowakisches“ Exponat für das „ungarische“ Millennium: der Zipser Bischof ließ bei Jozef Hanula (* 1863) aus dem Komitat Liptov/Liptau einen Gömörischen Geistlichen malen, wie er bei der Schlacht bei Mohács sein Leben für die ungarischen Interessen opferte.

Die Studie erinnert auch an den Tribut, den die Historienmalerei üblicher Weise an Staat und Kirche oder Nationalismus und Kosmopolitismus zu zahlen pflegte. Sie bemüht sich, dem heimischen kunsthistorischen Schrifttum die bisher „fremden“ Bilder näher zu bringen und macht den Versuch ihre Vielfältigkeit zu bewältigen.

Deutsch von Thea Leixnerová