Časopis ARS 35 (2002) 1-3

Mária NOVOTNÁ - Anna SVETKOVÁ

Smrť Panny Márie. Tabuľová maľba zo Spišského Štvrtku
[Tod Mariens. Ein Tafelbild aus Donnersmark/Spišský Štvrtok]
[Death of the Virgin. Table Painting from Spišský Štvrtok]

(Resumé)

Im restauratorischen Atelier des Denkmalamtes in Leutschau/Levoča erfolgte im Jahr 1999 die Restaurierung der Tafelmalerei aus dem Altar der sogenannten Zapolya-Kapelle in Donnersmark/Spišský Štvrtok. Die bei dieser Gelegenheit unternommene restauratorische Untersuchung sowie eine kunsthistorische Analyse brachten einige neue Erkenntnisse, die unter anderem nach einer Revision der bisherigen Forschung verlangen, vor allem hinsichtlich der Gründung der sog. Zapolya-Kapelle samt ihrer ursprünglichen Ausstattung. Das neugotische Altarretabel mit dem Zentralbild des Todes Mariens dominiert die auf die südliche Seite der hl. Ladislauskirche hinzugefügte Grabkapelle. Ihr Bau ist ein wichtiges Beispiel eines spezifischen Typus der mittelalterlichen Architektur, abgeleitet von dem Muster der Sainte Chapelle in Paris. Die Kapelle in Donnersmark ist nach den Plänen des Wiener Baumeisters Hans Puchsbaum erbaut worden, laut bisheriger Kenntnisse erst nach seinem Tod, wobei die genaue Zeit des Baus zwischen Historikern und Kunsthistorikern als umstritten gilt. Am häufigsten wird das Jahr 1473 angegeben, jedoch aber ohne Stütze auf archivalischer Basis. Selbst die Umstände der Entstehung der Kapelle sind bisher nicht ganz geklärt, ihr Bau dafür nahezu einstimmig mit verschiedenen Mitgliedern der Zapolya-Familie in Verbindung gebracht.

Sowohl die überlieferte Tradition als auch einige ältere Dokumente weisen darauf hin, daß die Tafel mit der Tod-Mariens-Darstellung sehr wahrscheinlich Mittelpunkt des bereits ursprünglich für die Kapelle bestimmten gotischen Altarretabels war. Für ein weiteres noch erhaltenes Bestandteil des Tod-Mariens-Altars kann man die Skulptur des Christus mit der Seele Mariens halten, die heute in der Sammlung der Ostslowakischen Galerie in Kaschau aufbewahrt wird (Východoslovenská galéria Košice). Die gotische Altararchitektur wurde 1751 durch ein barockes Retabel, dieses wiederum 1901 durch das heutige monumentale neugotische Retabel ersetzt.

Die Restaurierung hat gezeigt, daß die Tafelmalerei besonders unter zwei Reparaturen gelitten hat: im Barock im 18. Jahrhundert und in einer historisierenden Fassung an der Wende zum 20. Jahrhundert. Neben dem natürlichen Alterungsprozeß wurde die Tafel während des 16. bzw. 17. Jahrhunderts, wohl aus konfessionellen Gründen, bewußt mechanisch beschädigt. Den Zustand der Tafel vor der letzten Restaurierung bestimmte vor allem die Erneuerung und darauffolgende Eingliederung in das neugotische Altarensemble, an das sie sich - dank der umfangreichen Übermalung - stilistisch angepaßt hat. Die restauratorische Untersuchung und die eigentliche Restaurierung haben die ursprüngliche Maltechnologie stufenweise erhellt. Man hat die gotischen Inschriften auf den Heiligenscheinen der Apostel und dem von Christus sowie an der Borte des Tuch-Baldachins und des Marienmantels freigelegt. Die Inschriften tragen den Namen der jeweiligen Person mit Bezeichnung Sanctus, bzw. Abostol.

Die Ergebnisse der letzten Restaurierung untermauern die Vermutung eines direkten Imports aus dem Kreis der Nürnberger Maler. Sie bestätigen, daß die Malerei mit der dazugehörigen Zeichnung der Universitätsbibliothek in Erlangen Werk eines anonymen Künstlers sind - Meisters des Tucher-Altars.

Die Erkenntnisse der historischen und archivalischen Forschung, unterstützt durch die der Restaurierung, deuten darauf hin, daß sowohl der Bau der Kapelle als auch ihre Ausstattung in einem gemeinsamen zeitlichen Rahmen erfolgten, nämlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Ihr Stifter war wahrscheinlich der reiche Leutschauer Bürger Georg Thurzo. Diese Ergebnisse widerlegen somit die bisherige Annahme, laut deren die Entstehung des Komplexes in den 70er Jahren die Adelsfamilie Zapolya initiiert hatte.

Deutsch von Dušan Buran