Časopis ARS 34 (2001) 1

Mária PÖTZL-MALÍKOVÁ

Príspevok k dejinám barokovej efemérnej tvorby na Slovensku. Oslavy svätorečenia Alojza Gonzagu a Stanislava Kostku v roku 1727
[Zur Geschichte der ephemeren Barockkunst in der Slowakei. Die Feierlichkeiten der Heiligsprechung des Aloysius Gonzaga und Stanislaus Kostka im Jahre 1727]
[Contribution to the History of Baroque Ephemeral Painting in Slovakia. Celebration of the Canonization of Aloysius Gonzaga and Stanislaus Kostka in 1727]

(Resumé)

Den ephemeren Werken, die im Barock anlässlich großer Festveranstaltungen entstanden sind und nach ihnen untergingen, hat man in der slowakischen Kunstgeschichte bisher nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Lediglich die erhaltenen Entwürfe des Malers Anton Schmidt für Trimphpforten, die bei den Besuchen des Kaisers Franz I. von Lothringen und seiner Söhne in den Jahren 1751 und 1764 in den Bergstädten der Mittelslowakei errichtet worden sind, wurden bereits bei verschiedenen Anlässen publiziert, bisher aber nicht wirklich erschöpfend behandelt. Bekannt sind außerdem noch einige Entwürfe und graphische Blätter, die sich auf einzelne castra doloris beziehen. Was aber noch fast vollkommen fehlt, ist die Auswertung der erhaltenen schriftlichen Quellen, die zwar meist wenig über die Erscheinung dieser Werke aussagen, aber von wesentlicher Bedeutung für deren Ikonographie sind.

Unter diesen Gelegenheitsbauten sind auch im allgemeinen besonders jene bisher vernachlässigt worden, die für kirchliche Feiern errichtet wurden. Über die profane europäische Festarchitektur dieser Art sind wir dagegen viel besser informiert. Einer der Gründe dafür ist sicherlich das Vorhandensein eines reichen Vorrates an bildhaftem Material, das bei den kirchlichen Aufträgen fehlt. Wir können annehmen, daß sich von solchen Werken nicht nur wenig erhalten hat, sondern schon ursprünglich verhältnismäßig wenig entstanden ist. Was die schriftlichen Quellen betrifft, so sind diese dagegen meist genauso reichlich vorhanden wie jene, die sich auf weltliche Festveranstaltungen beziehen.

Zu den Anlässen, die den einzelnen Ordensgemeinschaften Gelegenheit bot, mehrtägige prachtvolle Feiern mit Prozessionen, Hochämtern, Predigten, Musik- und Theatervorstellungen zu veranstalten, gehörten besonders die Heilig- und Seligsprechungen ihrer Mitglieder. Zu diesen Anlässen baute man meist auch ephemere Triumphpforten und das an oder vor den Ordenskirchen und verwandelte auch ihr Inneres mit passenden temporären Werken. Manchmal wurden sogar die Klosterbauten mit einbezogen. Einen besonderen Wert auf solche prachtvollen festlichen Inszenierungen legten dabei vor allem die Jesuiten, die sich auch um ein wirkungsvolles inhaltliches Konzept bemühten.

Unser Beitrag ist den Feierlichkeiten anlässlich der Kanonisation zweier junger Jesuiten, des Polen Stanislaus Kostka (1550-1568) und des Italieners Aloysius (Luigi) Gonzaga (1568-1691) durch Papst Benedikt XIII. am 31. Dezember 1726 in Rom gewidmet. In einzelnen Kollegien der Societas Jesu auf der ganzen Welt wurden etwa ein halbes Jahr danach, im Sommer 1727, zu diesem Ereignis spezielle Feiern abgehalten, die meist acht (octiduum), manchmal aber auch nur drei Tage (triduum) dauerten. Besonders zahlreich und aufwendig waren sie in der Österreichischen Provinz, zu der auch alle Klöster auf dem Gebiet des ungarischen Königreichs gehörten. Die beiden jungen Heiligen waren zwar als Patrone der studierenden Jugend für den gesamten Orden bedeutend, die Österreichische Provinz hatte aber spezielle Gründe um sie groß zu feiern. Der Hl. Aloysius stammte aus einem Geschlecht, das mit dem Herrscherhaus mehrfach verwandt war und der Hl. Stanislaus Kostka studierte am Jesuitenkollegium in Wien und während dieser Zeit hatte er auch seine wesentlichen Visionen. Außerdem hatte die aufwendige Gestaltung dieser Feier hier auch andere, allgemeine Gründe, die mit beiden neuen Heiligen in keinem direkten Zusammenhang standen. Um diese Zeit befand sich diese Provinz im Zenit ihrer Macht und ihres Einflusses, und ihr gesamtes Gebiet war konsolidiert. An den Feiern konnten sich daher erstmals mit gleichem Aufwand auch die Klöster ihrer östlichen Hälfte beteiligen. Außerdem war es die Zeit der Herrschaft von Karl VI., in der die barocke Festfreudigkeit kulminierte und die damit verbundene ephemere Ausstattungskunst blühte.

Bisher sind keine zeichnerischen Entwürfe oder graphischen Nachbildungen bekannt, die uns die ephemere Ausstattung der Kirchen der Österreichischen Provinz während dieser Feierlichkeiten veranschaulichen würden. Unsere Kenntnisse beruhen nur auf schriftlichen Quellen, die sich dagegen ziemlich reichlich erhalten haben. Eine allgemeine Übersicht bieten die Litterae Annuae für das Jahr 1727 - der Jahresbericht der Provinz -, in denen ein umfangreiches selbständiges Kapitel der Beschreibung dieser Feierlichkeiten in einzelnen Ordenshäusern gewidmet ist. Ähnliche Beschreibungen finden wir auch in den heute noch vorhandenen Hauschroniken. Wir publizieren hier unter Nr. I. den Bericht aus der Historia domus der Jesuitenresidenz in Banská Štiavnica (Schemnitz). Über die Feierlichkeiten berichtete im Jahre 1727 auch die damalige Zeitung in Wien, das Wienerisches Diarium. Das Hauptaugenmerk war hier natürlich auf Wien gerichtet, daneben wurde aber z. B. auch eine Beschreibung dieser Feier in Košice (Kaschau) publiziert, die wir in der Beilage Nr. II. wiedergeben. Die wichtigsten Quellen sind aber selbständige Publikationen, die anlässlich der Kanonisationsfeiern erschienen sind und die eine detaillierte Beschreibung der Feierlichkeiten, vor allem aber der ephemeren Ausstattung der Kirchen mit allen ihren ikonographischen Details enthalten. Bisher konnten vier solche Bücher ausfindig gemacht werden. Sie betreffen die Feiern in Wien und in Buda (Ofen) und auf slowakischem Gebiet jene in Trenčín und Trnava (Tyrnau). Diese letzten zwei sind in vollem Umfang abgedruckt in den Beilagen Nr. III. und IV. zu diesem Beitrag.

Bei der Auswertung dieser Quellen können wir feststellen, daß die Ausstattung der Kirchen mehrere thematische Zusammenhänge aufweist. Rein zufällig sind sie sicher nicht gewesen, wir können heute aber nicht sagen, ob sich dabei die einzelnen Ordenshäuser nach Vorschlägen gerichtet haben, die aus dem Provinzialat in Wien kamen, oder ob diese Übereinstimmungen durch den regen Kontakt entstanden sind, den die Kloster untereinander pflegten.

Das auffallendste gemeinsame Merkmal dieser thematischen Konzeptionen war die betonte Parallelität im Leben und Wirken der beiden jungen Heiligen. Obzwar sie nicht in derselben Zeit lebten, wurden sie als geistige Zwillinge dargestellt und als neue Dioskuren gefeiert. Der Vergleich mit Castor und Pollux, ein beliebtes Thema der Theaterstücke, die anlässlich dieser Feier gespielt und der Triumphpforten, die dazu errichtet wurden, führte auch zu ihrer Identifikation mit dem Sternbild der Zwillinge und beide wurden als neue Sterne des christlichen Himmels apostrophiert. Ein weiteres beliebtes Thema war die Hervorhebung des engelgleichen Lebens der beiden jungen Jesuiten, was wieder zu ihrer Identifikation mit den Engeln führte. Von den heiligen Gestalten, die auf den Darstellungen öfter vorkamen war es besonders die Muttergottes, deren Erscheinungen eine so wesentliche Rolle bei der Entscheidung beider junger Adeliger gespielt hatten, gegen den starken Widerstand ihrer Väter in den Orden einzutreten. Bildlich hervorgehoben wurde auch der Hl. Ignatius von Loyola, als der geistige Vater beider Jünglinge. Neben verschiedenen Konzeptionen, die auf den Triumphpforten und den Hochaltären diese Gedanken variierten, gehörten zu der ephemeren Ausstattung auch Schilder, mit Darstellungen aus dem Leben und wunderbaren Wirken beider Heiliger. Diese waren vor allem für das Kircheninnere bestimmt, manchmal, wie z. B. in Trenčín waren solche Schilder aber auch an den Klostermauern aufgehängt oder an den Triumphpforten angebracht. Bei diesen Schilderungen griff man größtenteils in den reichen Motivschatz der angewandten Emblematik, der den üblichen Denkmustern folgte. Wie wir an einzelnen Werken darlegen konnten, bediente man sich dabei oft der traditionellen Bildmotive und schöpfte aus den Kompendien der Emblematik, konkret vor allem aus dem Mundus Symbolicus des Filippo Picinelli.

Im Vergleich mit den ausführlichen ikonographischen Passagen sind die Beschreibungen des bildhaften Aussehens dieser ephemeren Werke verhältnismäßig bescheiden und so pauschal, daß wir uns davon nur eine vage Vorstellung machen können. Die Aufträge waren durch ihre imponierenden Maße und den Reichtum der Ausstattung sicher sehr aufwendig und anspruchsvoll. Von den Werken, die damals entstanden sind, hat sich keines bis heute erhalten und von den an den Arbeiten beteiligten Künstlern ist bisher kein Name bekannt. Lediglich bei den Tischlerarbeiten können wir annehmen, daß sie im Rahmen der gut geführten Tischlerwerkstätten der Jesuitenklöster durchgeführt wurden. Die Maler- und Bildhauerarbeiten wurden sicherlich überwiegend nach auswärts vergeben. Die Erweiterung unserer Kenntnisse über die künstlerische Seite dieser ephemeren Werke gehört daher zu den vielen Desiderata der Kunstgeschichte, die erst durch weiteres Nachforschen vielleicht beantwortet werden können.