Časopis ARS 28 (1995) 1

Fedor KRESÁK

O počiatkoch renesancie na Slovensku
[Über die Anfänge der Renaissance in der Slowakei]
[On the Beginnings of the Renaissance in Slovakia]

(Resumé)

Die Renaissance erscheint im Osten der Slowakei früher als im Westen des Landes. Sie wurde aus Dalmatien entweder durch Vermittlung des Hofes von Mathias Corvinus in Ofen (Buda), oder unmittelbar von dalmatinischen Steinmetzen gebracht.

Die ältesten ostslowakischen Kunstdenkmäler der Renaissance sind Epitaphen aus rotem Marmor in Spišská Kapitula (Zipser Kapitel) und Lipany (Siebenlinden) vom Ende des 15. Jahrhunderts. Der erste archivarisch belegte Bau der Übergangsperiode - mit gotischem Baukörper und plastischen Elementen der Renaissance - ist das Rathaus von Bardejov (Bartfeld) aus den Jahren 1505 - 1509. Im letzteren Stile arbeitete dort Meister Alexius, wahrscheinlich ein Dalmatiner, der die Architektur der Stadt Bardejov wesentlich beeinflusst hat. Bald darauf erscheint in der Ostslowakei Vincentius von Dubrovnik (Vincenco de Ragusa), der auch in Sabinov (Zeben) und Lipany tätig war; hypothetisch kann man ihm auch Werke an anderen Orten der Ostslowakei zuschrieben. Im Portal der Kirche von Sabinov erreichte er wahrscheinlich den Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn. Auf dieses Portal, das um das Jahr 1523 entstanden ist, knüpft das Portal eines Bürgerhauses in Levoča (Leutschau) vom Jahre 1530 an, dessen Autor vielleicht der näher unbekannte Meister I.L. war. Das erste erhaltene Baudenkmal der Renaissance in Levoča ist der Zubau zur nördlichen Vorhalle der Bibliothek von St. Jakobs-Kirche aus dem Jahre 1513.

Die Frührenaissance des Regions von Šariš hat auch das benachbarte Kleinpolen beeinflusst, wo auch Künstler aus der Ostslowakei wirkten. Šariš war neben Krakau das zweite Kunstzentrum, welches die dortige Renaissance beeinflusst hat. Wandern der Künstler zwischen Ostslowakei und Südpolen war damals offenbar üblich. In die Westslowakei kommt die Renaissance später als in den östlichen Teil des Landes und von einer anderen Richtung: aus Wien, wohin sie über die Karavanenstrasse aus Venedig gelangte. In diese Gegend kommt sie erst um das Jahr 1520. Die westslowakische Renaissance hängt mit der niederösterreichischen zusammen, mit der sie sich parallel entwickelte.

Nach der Schlacht bei Mohács 1526 und folgender Belagerung Wiens 1529 kommt die Festungsarchitektur in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die osmanische Offensive fand die Verteidigung der Slowakei im tröstlichen Zustand. In einigen Jahrzehnten ist sie aber ins Europa Vordergrund getreten. Es wurden analogisch Befestigungskreise gebaut, ob es sich um eine Stadt, eine Burg oder um eine Wasserfestung handelte, die vor allem für die Südslowakei charakteristisch war. In den vierziger Jahren konzentrierte sich der türkische Druck auf die Mittelslowakei, vor allem auf das Gebiet dortiger reicher Bergstädte. Es war ein Verdienst vor allem von italienischen Fortifikationsarchitekten, die aus ihrer Heimat moderne Befestigungsmethoden zusammen mit neuen, oft schon manieristischen künstlerischen Formen gebracht haben. Die hervorragendsten von ihnen waren: Alessandro da Vedano, Giovanni Maria Speciacasa, Francisco Pozzo, Felix de Pisa, Sigismondo Pratoveteri, Pietro Ferrabosco und später die Baldigaras, wahrscheinlich Gebrüder. Ottavio Baldigara entwarf vielleicht die Festung Nové Zámky (Neuhäusel).

Die osmanische Gefahr hat das Aussehen sowohl der Städte als auch der aristokratischen Siedlungen beeinflusst, von denen das Kastell zu Bytča, ein Werk des Meisters Kilian, die merkwürdigste ist. Mit den Rathäusern, von denen diejenige in Bardejov, Levoča und Banská Bystrica (Neusohl) hervortreten, befassen wir uns außer des ersten nicht; es wurde ihnen schon im Ars 1992/2 eine selbständige Studie gewidmet. Die kirchliche Architektur stand während der Renaissance im Hintergrund, doch die Städte begannen Schulen zu bauen. Ein Schulgebäudetypus entwickelte sich aber nicht.

Das Bürgerhaus knüpft noch auf gotische Traditionen an. In reichen Städten entstanden mittels Erweiterung der Durchfahrten repräsentative Stuben, vor allem in den mittelslowakischen Bergstädten und in Levoča. Eine Merkwürdigkeit der ostslowakischen Renaissance waren Türme mit Giebelattiken. Malerische Wirkung kann man als charakteristisches Merkmal der ostslowakischen Renaissance bezeichnen.