Časopis ARS 43 (2010) 2

Tomáš VALEŠ

Memorie barokního preláta nebo reprezentace rytířského řádu? Franz Anton Maulbertsch a Hradiště sv. Hypolita/Pöltenberg u Znojma
[Memorie eines Barockprälaten oder Repräsentation eines Ritterordens? Franz Anton Maulbertsch und Hradiště sv. Hypolita/Pöltenberg bei Znaim]
[Memoriae of a Baroque Prelate or Representation of the Knight’s Order? Franz Anton Maulbertsch and Hradiště sv. Hypolita/Pöltenberg near Znojmo]

(Resumé)

Die Ausmalung der Probstkirche des Hl. Hyppolit im Jahre 1766 zählt zu den wichtigsten Arbeiten von Franz Anton Maulbertsch in Mähren. Zugleich ist sie die Krönung einer Etappe im Wirken des Kreuzordens in Mähren.

Der Auftrag, erteilt vom Probst des Kreuzordens, Johann Georg Hauer, am 9. Oktober 1765, konnte infolge des Ablebens des Auftraggebers erst in den Sommermonaten des Jahres 1766 durchgeführt werden. Der neu entdeckte Briefwechsel zwischen dem Maler und dem Großmeister des Kreuzordens, Jakob Anton Suchánek, welcher für die Abwicklung des Auftrags bis zur Wahl eines neuen Probst zuständig war, beweist, dass Maulbertsch noch im April des Jahres 1766 an der Ausmalung des Saals im kaiserlichen Schloss Halbturn im Burgenland gearbeitet hatte und seine Tätigkeit in Pöltenberg frühestens im Mai des Jahres 1766 aufnehmen konnte. Er schickte dem Großmeister einen gezeichneten Entwurf der Malerei, der mit der Zeichnung in der Albertina in Wien identisch ist (Inventarnummer 24 241). Später sendete er noch eine Ölskizze nach Pöltenberg. Der mit den Entwürfen einverstandene Großmeister verlangte, noch die vier Evangelisten auf den Bogenzwickeln unter der Kuppel darzustellen. Ein wertvoller Brief an Maulbertsch’ Gattin Barbara zeugt von deren bisher unbekannten Aufgabe im Betrieb seiner Künstlerwerkstatt. Maulbertsch selbst gibt ihr unter anderem Anweisungen, wie sie ihm Farben zum Skizzieren vorbereiten soll, die er mit nach Znaim nehmen könnte.

Für die Fertigstellung des Auftrags sorgte der neue Probst Johann Nepomuk Strzecha, der mit dem Maler über die Abschlussarbeiten verhandelte. Er vereinbarte unter Teilnahme des Großmeisters auch die Bestellung der Altarbilder. Die Ausschmückung der Kirche wurde vor ihrer Einweihung am 19. Oktober 1766 fertiggestellt.

Das Zentralmotiv der Malerei, die Szene der Auffindung des Hl. Kreuzes durch die Kaiserin Helene, ist durch eine Komposition mit Heiligen und eine Szene, welche die vermutliche Herkunft der Kreuzherren im Heiligen Land illustriert, ergänzt. Zum Hl. Kreuz wendet sich der in der Malerei anwesende verstorbene Probst des Kreuzordens Johann Georg Hauer in Begleitung eines Maltheser-Ritters, der auf den in Pöltenberg gestorbenen Freund Hauers, den Leitmeritzer Bischof, Herzog Moritz August Adolf Karl von Sachsen-Zeitz und Großbailli des Maltheser-Ritter-Ordens, gestorben 1758, verweisen könnte. Mit dem Geld, das die Kreuzherren nach seinem Tod erhielten, wurde die Verschönerung der ganzen Kirche finanziert. Die Anwesenheit beider Figuren stellt eine bestimmte Aktualisierung zur Geschichte der wichtigsten Reliquie des Ordens dar. Gleichzeitig verleitet sie zur Hypothese, dass die visuelle Gestaltung des ganzen Objekts samt Inhalt der ikonographischen Ausschmückung über einen prägnanten Gedächtnischarakter verfügt. Unter der Kirche wurde letztendlich nicht nur der Leitmeritzer Bischof begraben, sondern eine ganze Reihe von Pöltenberger Pröbsten, deren Leben mit diesem Ort verbunden war.

Übersetzung ins Deutsche von Eva Gruber