Časopis ARS 37 (2004) 1-2

Zuzana VŠETEČKOVÁ

K nástěnným malbám krásného slohu v Čechách a na Moravě
[Die Wandmalereien des Schönen Stils in Böhmen und Mähren]
[On Wall Paintings of the "Beautiful style" in Bohemia and Moravia]

(Resumé)

Die vorliegende Studie ist einleitendes Kapitel zu dem in den Jahren 1998 — 2000 bearbeiteten Grantprojekt (GA AV ČR, Reg. Nr. A9033804), das sich mit den Forschungen auf dem Gebiet der Wandmalereien in Böhmen und Mähren aus den Jahren 1370 — 1430, befasst. Mein Bestreben war es, bei den einzelnen Denkmalen die zweifache Orientierung festzuhalten, die für die Böhmische Wandmalerei besonders im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts typisch war. Beide Stilrichtungen - die idealisierende, sowie auch die eher naturalistisch ausgerichtete - konnten ihren Ursprung im Hofatelier von Karl IV. haben, jedoch auch in den Wandmalereien der Burg Karlštejn ( Karlstein) (in den neu restaurierten Treppenhauszyklen), den Ausmalungen des Ambits und der Kirche des Klosters Na Slovanech und auch in den Wandmalereien der Kapellen des St. Veitsdomes. Zu den bedeutendsten Malereien aus der Zeit des Umbruchs der 70er und 80er Jahre des 14. Jahrhunderts zählen in Bezug auf Stil und Ikonographie die Malereien im Kapitelsaal des Klosters Sázava, italisierende Stiltendenzen waren jedoch auch in den neu aufgedeckten Malereien in der Marienkirche in Kájov, in Bříství, sowie auch in der Kirche des Hl. Thomas in Prag gefunden worden, um ausgeprägten Naturalismus handelte es sich in Kožlany und Planá. Zu dem neuen, idealisierenden Stil reihen sich auch die Wandmalereien in der Burgkapelle im mährischen Šternberk und die neu freigelegten Wandmalereien in der Kirche der Kreuzerhöhung in Litomyšl. In den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts kam das Eindringen des neuen Stils zu seinem Ausdruck in den eher unschönen Physiognomien der Figuren in den Malereien in der Kirche des Hl. Klement auf Levý Hradec, in der Kirche des Hl. Apollinaris in Prag und in Slavětín. Anzeichen des Schönen Stils dagegen sind in den Malereien in Strašice, Markovice und in Roztoky nachweisbar. In den 90er Jahren des 14. Jahrhunderts ist eine allmähliche Verwandlung auch in den Malereien in Libiš und in den neu aufgedeckten Malereien in Hněvkovice und Nebovidy zu finden. Als Ausdruck des Schönen Stils betrachten wir ebenfalls die Malereien in der Kirche des Hl. Laurentius unten dem Petřín, in der Teinkirche und im Haus in der Karlova ul. 150/I in Prag, vielleicht um etwas jünger sind die Malereien in der Krypta der Hl. Katharina in Kouřim und in der Kirche in Říčany. Eher naturalistisch wirken um 1400 die Malereien in den Kirchen in Zdětin, Rakovník und in der Prager Altstadt, im Haus Nr. 458/I. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war die monumentale Malerei eindeutig vom Schönen Stil durchdrungen, Beispiel sind die Transferierungen aus der ehemaligen Kapelle des Purkard von Aldenburk ( Praha, Museum der Stadt Prag), die Apostel in der Kirche des Hl. Ägidius in Třeboň, die Ausschmückung des nördlichen Seitenschiffs in Měřín, die neu aufgedeckten Malereien in České Budějovice, Staré Město bei Bruntál und in Přelouč, von den früher publizierten Malereien ist die Ausschmückung der Kirche des Sv. Václava (Hl. Wenzels) in Prag, Na Zderaze, und in der Klosterbibliothek in Roudnice zu erwähnen. Im dritten Dezenium des 15. Jahrhunderts betrachten wir als Beispiel des typischen "Schönen Stils" die Hl. Katharina in Český Krumlov, während sich in den Wandmalereien in Kateřinky bei Opava die Übernahme westlicher und vielleicht auch schlesischer Motive feststellen lässt, ähnlich wie bei den transferierten Malereien in Kopisty. Die Malereien in der Kirche in Tři Bubny und in Vápno haben eher den Charakter von Zeichnungen. Ikonographische Motive wurden von uns nur kurz erwähnt, ihnen sind die Losungen im Katalog bestimmt, mit denen die eigentliche Granttätigkeit repräsentiert wird. Die Wandmalereien in Böhmen und in Mähren um 1400 belegen keineswegs die stilistische und ikonographische Priorität der Prager Wandmalerei in Mitteleuropa, die neu aufgedeckten Malereien zeigen jedoch, dass das Aufblühen der Monumentalmalerei in den 60er und 70er Jahren des 14. Jahrhunderts auch später, in den Wandmalereien in Kouřim, Říčany, Staré Město bei Bruntál, in Přelouč und in České Budějovice, seine Fortsetzung gefunden hat.

Deutsch von der Autorin