Časopis ARS 29 (1996) 1-3

Dušan BURAN

Arma Christi v kostole sv. Jakuba v Levoči
[Arma Christi in der St. Jakobskirche zu Leutschau]
[Arma Christi in the Church of St. Jacob in Levoča]

(Resumé)

Der Aufsatz beschäftigt sich mit einem bisher kaum beachteten Gemälde auf einem Pfeiler im Langhaus der Pfarrkirche St. Jakob zu Leutschau (Levoča) in der Zips. Neben Beschreibung und Datierung des arma Christi-Bildes versuche ich seine Funktion zu erfassen, vor allem in Bezug zum Kirchenraum. In unmittelbarer Nähe des Bildes könnte sich im Mittelalter ein hölzerner Predigtstuhl befunden haben und so dürften die arma ein Bestandteil der Eucharistie-Predigten gewesen sein.

Im Weiteren interessiert mich der illusionistische Charakter dieses in Vorhang-Form gemalten Bildes. Der Annahme, es sei eine Fastentuch-Imitation, widerspricht teilweise die bunte Farbigkeit der Wandmalerei. Ihr "Illusionismus" scheint durch das eigene Thema bedingt zu sein, da auch auf anderen arma Christi-Bildern (vor allem im Kontext der Gregoriusmesse - z. B. des Bernt Notke oder des Meisters der Hl. Sippe) eine ähnliche Verlegenheit bezogen auf die 'Realitätsstufe' der arma zu spüren ist - einerseits im Verhältnis zur Schmerzensmann-Figur der Gregoriusmesse, andererseits in Konfrontation mit dem realen Raum des Betrachters. Von daher stelle ich die Hypothese auf, daß vor dem Leutschauer "arma-Tüchlein" ursprünglich eine heute verlorene Skulptur gestanden haben sollte. In Hinsicht auf ikonographisch verwandte Kunstwerke und ihren Kontext könnte dies ein Vesperbild oder ein Schmerzensmann gewesen sein. Die These wird unterstützt von der Tatsache, daß zum Ende des 14. Jhs. eine Bildhauer-Werkstatt an dieser Kirche tätig war, von der auch die Apostelstatuen stammen, die am Anfang des 16. Jhs. in das Gesprenge des heutigen Hochaltars gelangt sind. Die vermutete Plastik könnte schließlich zusammen mit anderen Kunstwerken den 1431 in Leutschau erfolgten hussitischen Angriffen zum Opfer gefallen sein.

Als Stifter oder zumindest geistiger Vater der Ausmalung der Kirche um 1400 (neben dem arma Christi-Bild sind dem zuzuordnen die Chor-Malereien, der Zyklus der Sieben Werke der Barmherzigkeit und der Sieben Todsünden im nördlichen Seitenschiff und eine Kreuzigungsszene im südlichen Seitenschiff) könnte der in schriftlichen Quellen nachgewiesene Pfarrer der Kirche, Herman, in Betracht kommen. Er hatte in den 80er Jahren des 14. Jhs. in Prag studiert und gründete 1402 in Leutschau die Fronleichnams- Bruderschaft. Seine Prager Vergangenheit mag teilweise auch den "böhmischen Stil" erklären, der um die Wende des 14. zum 15. Jh. die Wandmalerei der Leutschauer Pfarrkirche entscheidend prägte.